Wissen Sie, wieso seit Crescentias Zeit immer ein Birnbaum im Klosterhof steht und dieser für uns Zeichen der Hoffnung ist?
Aus ihrem Leben wird berichtet, dass Sr. Crescentia eine Zeit durchlebte, in der ihr alles hoffnungslos schien. Obwohl äußerlich alles gut war, verfiel sie doch in eine tiefe seelische Dunkelheit. Das Gebet fiel ihr schwer und sie konnte Jesus nicht mehr spüren. Wie muss sie gelitten haben – er, der immer ihr großer Halt gewesen war, schien auf einmal sehr fern.
Nach einer stürmischen Nacht, in der sie wie so oft in diesen Tagen nicht schlafen konnte, wurde ihr beim Blick aus dem Fenster große Hoffnung geschenkt: Mitten im sturmgepeitschten Birnbaum sah sie Christus, der ihr für einen kurzen Moment Mut zusprach. Aus dieser Begegnung heraus konnte sie Kraft schöpfen und selbst für viele Menschen zum Zeichen der Hoffnung werden.
Es ist ein schöner Brauch, dass jede (junge) Frau, die bei uns eintritt, zur Postulatsaufnahme von der Oberin einen Rosenkranz bekommt, bei dem die dritte Perle, also die Hoffnungsperle, aus dem Holz dieses Birnbaums gedrechselt ist. Dies ist Zeichen dafür, dass Jesus immer an unserer Seite ist, egal ob wir ihn nun fühlen können oder nicht.
Im Heiligen Jahr 2025, das unter dem Leitwort „Pilger der Hoffnung“ steht, ist für mich persönlich der Blick auf den Birnbaum sehr wichtig. Jeden Tag, wenn ich über den Klosterhof gehe, lädt er mich ein, gemeinsam mit Crescentia auf dem Pilgerweg der Hoffnung unterwegs zu sein. Manchmal vernehme ich dann in meinem Herzen die Zusage meiner heiligen Mitschwester, die mir zuflüstert: „Jetzt ist die rechte Zeit zu hoffen, und je mehr es scheint, dass alle Hoffnung nutzlos sei, umso mehr will ich auf den hoffen, der selbst Anker und Mittelpunkt meines Hoffens ist.“
Sr. M. Annika Wörle