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Pfingsten - der Tanz mit dem Heiligen Geist

Eines meiner liebsten Feste im Kirchenjahr ist Pfingsten. Ein beschwingtes Fest, das als Geburtstag der Kirche gilt. In der Apostelgeschichte wird im zweiten Kapitel berichtet, wie sich die Jünger und Maria 10 Tage nach der Himmelfahrt Jesu zum Gebet versammeln und den von Ihm verheißenen Heiligen Geist empfangen. Dieser wirkt wie eine Frischzellenkur auf sie. „Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen in fremden Sprachen zu reden…“, heißt dort. Welch starke Wirkung, des Heiligen Geistes. Er macht sprachfähig und die bisher verängstigten und sprachlosen Jünger werden zur mutigen Zeugen der frohen Botschaft. Doch ist Er schwer greifbar, dieser Heilige Geist.

Von Feuerzungen ist in der Apostelgeschichte die Rede, aber ganz ehrlich – das ist ein eher befremdliches – vielleicht sogar beängstigendes Bild. Soll ich zu einer abstrakten Feuerzunge beten? 

Unsere heilige Mitschwester Crescentia würde darauf vermutlich mit „nein“ antworten. Als tatkräftige und praktisch veranlagte Allgäuerin nahm sie die dritte göttliche Person in menschlicher Gestalt wahr. Schon früh hatte sie Visionen, in denen ihr der Heilige Geist, den sie als ihren Lehrmeister bezeichnete, in menschlicher Gestalt erschien. Wie die Jünger in der Bibel erfuhr sie, wie Er sie befähigte und qualifizierte. Die einfache Weberstochter wurde zur Trösterin und Ratgeberin für viele. 

Um ihre Mitmenschen an dieser personalen Beziehung teilhaben zu lassen, malte der Maler, Joseph Ruffini, nach ihren Angaben 1728 ein Bild ihrer Vision. Es ist momentan in der Klosterkirche zu sehen und zeigt eine göttliche Person mit weißem Gewand, weder Mann noch Frau. Sicher ist dies nur der begrenzte Ausdruck eines göttlichen Geheimnisses, das unser menschliches Denken weitaus übersteigt und dennoch: Wir Menschen brauchen als sinnliche Wesen, solche Darstellungen. Wie schön, dass Gottes Geist uns in diesem Bedürfnis entgegenkommt und uns über die Vision von Schwester Crescentia ein so menschliches Antlitz zeigt!

Mir persönlich fällt es auf jeden Fall leichter zum Heiligen Geist zu beten, wenn ich dieses Bild vor Augen habe. Es drückt so viel kraftvolle Lebendigkeit aus und die beschwingte Gestalt wirkt, als wenn sie mich zum Tanz auffordert. Beim Tanzen ist es wichtig, mich führen zu lassen – von meinem Tanzpartner und der Musik. Dies erinnert mich daran, dass ich dazu berufen bin, mich vom Heiligen Geist leiten zu lassen. Wenn ich das tue, merke ich, wie Leichtigkeit in mein „Lebenslied“ kommt.

Als Christen und Christinnen sind wir auf den Geist Gottes getauft. Er wurde uns als Helfer zugesagt. Immer wieder dürfen wir diesen mächtigen Beistand und Tröster um seine Führung bitten. Das Pfingstfest kann uns dies neu bewusstmachen. Ich muss nicht, wie in der Apostelgeschichte berichtet wird in fremden Sprachen sprechen oder wie Petrus eine brillante Pfingstpredigt halten. Ich denke, es reicht schon, wenn ich den Heiligen Geist einlade, mir bei der Bewältigung meiner Alltagsaufgaben zur Seite zu stehen oder mir wie Schwester Crescentia vornehme: „Aus dem Antrieb des Heiligen Geistes will ich wirken.“

 Sr. M. Annika